‚ : ‚‚;
?>
Zwei Mitarbeiter des Stadthaushotel Hamburg lächeln in die Kamera. Der eine hält ein Tablett

Julian Brandt (33) kommt noch einmal zurück an den Tisch, um nachzufragen: „Welchen Schwarztee? Darjeeling oder Earl Grey?“ Kurze Zeit später serviert er das Getränk ganz konzentriert – und mit einem Lächeln. Sein Chef im Café Max B. ist zufrieden: „So muss Dienstleistung sein, das bringen wir unseren Auszubildenden bei!“

Julian Brandt ist seit Februar im ersten Ausbildungsjahr zur „Fachkraft im Gastgewerbe“ und mit seinem vergleichsweise hohen Alter eigentlich ein harter Brocken. Seine Biografie liest sich nicht lückenlos: Er machte seinen Hauptschulabschluss an der Gesamtschule in Steilshoop, zwei Ausbildungen – zum Parkettleger und zum Gärtner – brach er aus gesundheitlichen Gründen ab.

Dazwischen lagen „schwierige Phasen“. Eine Herausforderung für Kai Wiese vom Verein „Jugend hilft Jugend“, der sich speziell um Menschen kümmert, die von sich aus keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Ein paar Anrufe, ein eindringliches Gespräch über die Ernsthaftigkeit der Absichten – und Julian Brandt hatte einen Praktikumsplatz im Café Max B. in der Max-Brauer-Allee in Hamburg in der Tasche. „Im Service zu arbeiten, das hat mich schon immer interessiert“, sagt Julian Brandt. Entsprechend positiv fiel sein Einsatz im Max B. auf, und ein paar Monate später wurde aus Praktikum und Zeitarbeitsstelle der ersehnte Ausbildungsplatz. „Hier gefällt es mir besonders gut“, sagt der ernsthafte junge Mann.

Zusammen mit dem Stadthaushotel ist das Café Max B. ein Beispiel für integrative Betriebe: Hier lernen und arbeiten Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen, mit einem Zuschuss von der Stadt – zum Nutzen aller Beteiligten. Und vor allem zur Freude der Gäste. Der nichts ahnende Besucher ist überrascht von der speziellen Herzlichkeit, mit der er hier bewirtet und untergebracht wird.

Julian Brandt durchläuft während seiner Ausbildung alle Bereiche von Café und Hotel. Wie man Betten macht, steht ebenso auf dem Plan wie Gästeempfang an der Rezeption und das korrekte Bedienen der Profi-Kaffeemaschine. Am liebsten sind Julian die Abendschichten im Café: „Wenn die Gäste so dasitzen, ganz entspannt, und die Kerzen auf den Tischen angezündet werden, dann mag ich’s besonders.“ – Erst mal gilt es jetzt, die zwei Jahre gut durchzustehen. Doch Kai Wiese denkt schon weiter: „Ich hoffe sehr, dass Herr Brandt ein drittes Jahr dranhängt und sich zum Hotel- oder Restaurantfachmann qualifiziert.“ Die Zeichen dafür stehen gut: „Es war die richtige Entscheidung“, sagt der Azubi. „Die Atmosphäre hier gefällt mir prima. Inzwischen kann ich auch sagen: Ich profitiere von meiner vorherigen Berufserfahrung. Ich weiß, worauf es ankommt.“

Julian Brandt gibt nicht mehr auf. Und wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann Südfrankreich: „Dort zu leben und zu arbeiten, das wäre so ein Traum.“

Von Regina Gasper, erschienen am 13. September 2008 im Hamburger Abendblatt

Links zum Thema