Der Hamburger BADO e.V. legt seinen 24. Jahresbericht und Basisdaten zur Suchthilfe in Hamburg für das Jahr 2020 vor.
Die BADO dokumentiert prozessbegleitend anonymisiert für alle Klient*innen der Hamburger Suchthilfeeinrichtungen, mit welchen Suchtproblemen die Einrichtungen aufgesucht wurden. Ferner werden wesentliche soziodemographische Merkmale, biographische Erfahrungen sowie die aktuelle psychosoziale und gesundheitliche Situation beschrieben. Alle Auswertungen erfolgen geschlechtsspezifisch.
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Aus der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Statusberichtes 2020 Basisdatendokumentation der Hamburger Suchtkrankenhilfe
Im Jahr 2020 haben insgesamt rund 15.000 Personen in Hamburg eine Suchthilfe in Anspruch genommen.
Rund → 30 % von ihnen suchten wegen einer Alkoholproblematik Hilfe, knapp → ein Viertel konsumieren Opioide, etwa → jede fünfte Person Cannabis und → jede achte Person unter den Beratenen konsumierte Kokain.
Die Folgen der Corona-Pandemie stellten das Suchthilfesystem vor besondere Herausforderungen.
Die Rechtsverordnungen zur Eindämmung des Coronavirus führten zu Mobilitätseinschränkungen und die direkten Kontakte zu den Suchthilfeeinrichtungen waren nur unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen möglich. Dies erforderte kreative Lösungen seitens der Suchthilfe, um die Angebote weiterhin aufrechtzuerhalten. Dies gelang in einem Wechsel zwischen persönlichem Gespräch und virtuellen Kontakten. Auch in dieser schwierigen Situation konnte das Beratungsangebot aufrechterhalten werden. Die Angebote wurden weiterhin nachgefragt. So sind für das Jahr 2020 insgesamt 15.016 unterschiedlichen Personen dokumentiert. Damit liegt der Erreichungsgrad auf einem identischen Niveau wie im Jahr 2018 und nur leicht unter den Zahlen des Vorjahres (15.435 Personen) und innerhalb der zu erwartenden Schwankungsbreite der letzten 15 Jahre.
Alle Angaben des Berichtes beziehen sich auf die Personen, die durch das Hilfesystem betreut wurden.
Wie in den Jahren zuvor suchten mit einem Anteil von → 30 % die meisten Menschen wegen einer Alkoholproblematik Hilfe und Unterstützung in einer der Suchthilfeeinrichtungen. Der Anteil der → Opioidkonsumierenden liegt bei 24 % und geht leicht zurück (Vorjahr 25 %). Der Anteil der → Cannabiskonsumierenden ist um 2 % auf 19 % gestiegen. Die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten von → Kokain (12 %) und → Crack (3 %) erfährt keine Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Ebenso gleichgeblieben ist der Anteil der → Glücksspielenden, als auch der Anteil der unter sonstige zusammengefassten Suchtmittel. Dies trifft auch auf den Personenanteil zu, der Hilfe aufgrund einer → exzessiven Mediennutzung suchte.
Psychosoziale Belastungen
Unter denjenigen, die in den vergangenen Jahren wegen einer Suchterkrankung beraten wurden, gibt es einen steigenden Anteil von Personen, die in prekären Wohnverhältnissen leben. Jede vierte Person ist davon betroffen. Bei den Personen, die erstmals Kontakt zum Hilfesystem aufgenommen haben, wohnt unter den Konsumierenden von Opioiden fast jede zweite Person (49 %) in prekären Verhältnissen, einhergehend mit einer Arbeitslosigkeit von fast 60 %. Auch im Alkoholbereich sind prekäre Wohnsituationen und hohe Arbeitslosigkeit bei den Neuaufnahmen zu verzeichnen. 32 % der Betreuten gaben an, derzeit arbeitslos zu sein. In prekären Wohnverhältnissen leben hier gut 16 % der Betreuten. Über alle Suchtmittel hinweg steigt die Quote der Menschen in prekären Wohnverhältnissen von 22 % auf 25 % an und stellt die Suchthilfe in Hamburg vor eine gewaltige Aufgabe.
Die Untersuchung hat aber auch Positives zu vermelden.
Trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen gelingt es, die Menschen bei der Bewältigung ihrer Suchterkrankung zu unterstützen.
Rund ein Viertel der alkoholabhängigen Menschen ist z. B. aufgrund einer zuvor erfolgten Entwöhnung im Krankenhaus zu Betreuungsbeginn abstinent und bleibt dies auch. Einem weiteren Fünftel gelingt es zudem im Laufe des Betreuungszeitraums abstinent zu werden. Auch der Anteil derjenigen, die zwar nicht die Abstinenz, dafür aber eine Reduktion des Konsums erreichen können, liegt über die Jahre annähernd gleichbleibend bei 12 %. Insgesamt gelingt also weit über der Hälfte (56 %) der Hilfesuchenden eine Abstinenz, mindestens aber eine Reduktion ihres Konsums.
Auch den Menschen, die Cannabis konsumieren gelingt es zu 51 % eine Abstinenz zu erzielen oder aufrecht zu erhalten. Bei Opioidkonsumentinnen und-komsumenten liegt die Quote bei 50 %.
Rückfragen zum Statusbericht
Michael Bloedhorn
SEEHAUS Beratungs- und Behandlungszentrum
Hasselbrookstrasse 94a, 22089 Hamburg
Tel.: 040 2000 10 2000
Mobil: 0151-15677942
Quelle: BaDo e.V. | bado.de