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In der Hafencity entsteht ein Hotel der besonderen Art. Es soll nach dem Vorbild des Altonaer „Stadthaushotels“ in der Mehrzahl von jungen Menschen mit Behinderung betrieben werden. Die Eröffnung ist für Herbst 2010 geplant.
Kapitelübersicht
- Ein besonderes Hotel: Projekt Stadthaushotel Hafencity
- Die Zahlen hinter dem Projekt
- Die Menschen hinter dem Projekt
- Grundsteinlegung und Eröffnung
- Das „Stadthaushotel“ in Altona
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Ein besonderes Hotel: Projekt Stadthaushotel Hafencity
Das wachsende Quartier der Hamburger Hafencity erhält neben Büros, Wohnungen, Restaurants und dem Kreuzfahrt-Terminal auch ein Hotel – und zwar ein besonderes: Es wird überwiegend von Behinderten betrieben und wird selbstverständlich auch behindertengerecht eingerichtet. Es soll das größte europäische Integrationshotel werden, wie Kai Wiese, der Vorstandsvorsitzende des Betreibervereins „Jugend hilft Jugend“ sagt.
„Das Haus werden wir mit 60 Mitarbeitern betreiben“, so Wiese. „Dabei entfallen zwei Drittel oder 40 der Arbeitsplätze auf behinderte Fachkräfte. Nur 20 Damen und Herren benötigen wir zur Anleitung.“ Geschult werden alle Kräfte im „Stadthaushotel“ in der Holstenstraße Ecke Max-Brauer-Allee, wo der Verein bereits seit 2000 erfolgreich arbeitet und junge behinderte Menschen im Hotelfach ausbildet.
Die Zahlen hinter dem Projekt
Für den siebengeschossigen Neubau an der Ecke Hongkongstraße/ Shanghaiallee veranschlagt Wiese nach heutigem Stand 13,5 Millionen Euro, einschließlich Grundstück. 2,8 Millionen Euro hat die Stadt für das Projekt zugesagt. Insgesamt steht ein Areal von 750 Quadratmetern zur Verfügung. Auf dem Grundstück sollen dann 4500 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Im eingeschossigen Keller wird eine Tiefgarage mit 35 bis 40 Plätzen eingerichtet.
„Verhandelt wird noch über den Bau von einigen Penthouse-Wohnungen in einem weiteren achten Stockwerk. Diese könnten die für Gastprofessoren der benachbarten Hochschule für das Bauwesen entstehen, wenn die Lehrkräfte nicht nur für ein paar Wochen, sondern mehrere Monate an der Hochschule lehren werden“, sagte der 56-jährige „Jugend-hilft-Jugend“-Vorstandschef, der über eine lange Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Menschen verfügt.
Architektenwettbewerb
Noch im Herbst will Wiese einen Architektenwettbewerb mit einigen Vorgaben ausschreiben. So soll der Konferenzbereich im siebten Stockwerk besonders behindertenfreundlich ausgestaltet werden. Nach den Worten von Wiese besteht dafür in der Hansestadt ein großer Bedarf.
Die Menschen hinter dem Projekt
Kai Wiese Vorstandsvorsitzender jugend hilft jugend Hamburg im Stadthaushotel Hamburg mit Nicolas Gerlach, Hotelfachkraft des Integrationshotels.
Foto: Bertold Fabricius/ www.pressebild.de
An seine heutige Tätigkeit kam Wiese „wie die Jungfrau zum Kind“: Der Pädagoge, Psychologe und Politikwissenschaftler war Leiter einer Wohngemeinschaft für Jugendliche und abhängige Menschen mit Suchtproblemen. „Und da bin ich einfach hängen geblieben, weil mit die Arbeit Spaß machte und ich anderen helfen konnte“, erzählt er.
Als der 1993 von Eltern behinderter Kinder gegründete Trägerverein für das Hotel in Altona finanziell in die Klemme geriet, sprang der Verein „Jugend hilft Jugend“ ein. Der Einsatz wird belohnt. Wiese: „Die Menschen, die wir schulen, gehen in ihrem Beruf auf, weil sie erstmals die Erfahrung machen, nicht herumgestoßen, sondern gebraucht zu werden.“
Grundsteinlegung und Eröffnung
Wenn alles nach Plan läuft, soll der Grundstein für das neue Drei-Sterne-Hotel im Frühjahr 2009 gelegt werden. Die Eröffnung wird dann im Herbst 2010 sein. Nach den Worten von Wiese wurde ein Hotel mit 80 Doppelzimmern konzipiert, „damit es sich langfristig auch rechnet. Mit unserem Hotel in Altona sind wir begrenzt und müssen sogar Gäste abweisen, was uns schmerzt.“
Von dem zweiten Haus verspricht sich Wiese eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Ziel ist es, im neuen Haus wie auch in Altona 70 Prozent der Kosten selbst zu erwirtschaften. Der Rest wird durch Fördermittel gedeckt.
Das „Stadthaushotel“ in Altona
Das „Stadthaushotel Altona“ verfügt heute über 13 Zimmer, darunter ein Dreibettzimmer und ein Einzelzimmer. Hier kümmern sich acht Behinderte und zwei erfahrene Anleiter mit einer besonderen Ausbildung um die Gäste. In Altona kosten das Einzelzimmer 72 Euro und das Doppelzimmer 97 Euro einschließlich Frühstück. Für das Haus in der Hafencity stehen die Preise noch nicht fest.
Oberhalb des Altonaer Hoteltraktes ist noch ein Bereich für behindertes Wohnen vorhanden. Hier wohnen Mitarbeiter des Hotels und haben damit keine langen Wege zu ihrer Arbeitsstelle. Stolz ist der Vereinsvorstand darauf, dass das Haus in Altona der erste deutsche Integrationsbetrieb in der Hotellerie ist. So arbeiten Behinderte hier beim Empfang und im Service.
Im so genannten Werkstattbetrieb erledigen Mitarbeiter mit noch schwereren Behinderungen einfache, sich wiederholende Arbeiten, wie zum Beispiel das Waschen der Hotelwäsche. Sorgen bereitet Wiese nur, dass die Mitarbeiter des Integrationsbetriebes schlechter abgesichert sind als die des Werkstattbetriebes. Denn diese erhalten wegen ihrer stärkeren Behinderung eine höhere Rente und damit umfangreichere Betreuungsmöglichkeiten. „Hier muss der Gesetzgeber noch nachbessern“, fordert Wiese. „Hier darf es keinen Unterschied geben.“
Von Peter Zerbe (Die Welt)