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Spiegel, Geld und Kokain

Bilanz: Die Zahl der Rauschgift-Einsteiger sank seit 2001 durchschnittlich um 36 Prozent; Konsum harter Drogen geht zurück. Unter den Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren gab es seit 2001 laut Gesundheitsbehörde sogar 93 Prozent weniger Erstkonsumenten. Der Konsum harter Drogen in Hamburg ist gesunken und wird weiter sinken. Davon ist Professor Rainer Thomasius, Leiter der Drogenambulanz für Jugendliche am UKE, überzeugt. Anlass sind die neuen Zahlen zum Drogenmissbrauch für 2007.

Danach gibt es immer weniger Menschen, die zum ersten Mal zu einer harten Droge greifen (Kokain, Heroin oder Ecstasy). Von 2001 bis 2007 ging die Zahl der Erstkonsumenten, die polizeibekannt werden, um durchschnittlich 36 Prozent zurück. Unter den Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren sank die Zahl sogar um 93 Prozent. Das gab die Gesundheitsbehörde bekannt.

„Diese Zahlen sind für mich der erste Indikator, dass der Drogenkonsum insgesamt in Hamburg gesunken ist“, sagt Rainer Thomasius. Er erwartete, dass dies auch die große Schüleruntersuchung bestätigt, die Anfang April fertig ist.

Als Erstkonsumenten gelten alle, die zum ersten Mal mit Drogen bei der Polizei auffallen, also nicht nur Rauschgiftabhängige, sondern auch Probier- und Gelegenheitskonsumenten.

Die Zahl der Drogentoten ist dagegen leicht gestiegen: Im Jahr 2007 starben 59 Menschen. Damit hat sich der Abwärtstrend nicht fortgesetzt. Von 1998 bis 2006 war die Zahl von 132 Drogentoten kontinuierlich auf 55 gesunken.

Bundesweite Zahlen der Drogentoten liegen für 2007 noch nicht vor, nur für einzelne Bereiche: So stieg in München die Zahl von 36 (2006) auf 50, in Frankfurt von 31 auf 42, im gesamten Freistaat Bayern auf 231 (plus 40). Hamburg liegt damit im Trend: Experten erwarten, dass sich der deutliche Abwärtstrend der vergangenen sechs Jahre für 2007 nicht fortsetzt. Im Jahr 2006 gab es bundesweit 1296 Drogentote.

„Das konsequente Vorgehen gegen Drogen und gegen Drogenhandel hat zu einem geänderten Bewusstsein und einem neuen Klima geführt. Dahinter steckt auch die gesellschaftliche Haltung, eine offene Drogenszene nicht zu akzeptieren“, sagt Gesundheitsstaatsrat Dietrich Wersich (CDU). Als Beispiel nennt Wersich minderjährige Drogensüchtige, die auf den Strich gehen. „Diese Elendsprostitution ist in Hamburg heute praktisch verschwunden“, sagt er.

Auch in den Drogenberatungsstellen wird der Trend gesehen. „Der Konsum harter Drogen ist gesunken“, sagt Werner Pietsch, Beratungsstellenkoordinator beim Hamburger Träger »jugend hilft jugend Hamburg«. Seiner Erfahrung nach geht der Konsum heute „in die Breite“. Jugendliche und junge Erwachsene würden exzessiv kiffen. „Oder sie schütten sich mit Alkohol zu“, sagt er.

Werner Pietsch beim telefonieren
Werner Pietsch Koordinator der KODROBS-Suchtberatungsstellen des Trägers jugend hilft jugend Hamburg – „Konsum geht heute in die Breite“, Foto: Thomas Ulrich

Im Süderelberaum arbeitet Sozialpädagoge Kay Toewe für die Therapiehilfe e. V. Er sagt: „Harte Drogen werden weniger genommen. Immer mehr Altkonsumenten schaffen den Absprung. Aber der Cannabis-Konsum steigt besonders bei Jugendlichen – auch bei jugendlichen Migranten, die aus religiösen Gründen keinen Alkhol trinken.“

„Der massive Rückgang neu auffälliger – besonders junger – Drogenkonsumenten ist ein riesiger Schritt nach vorn. Er beweist, dass die veränderte Drogenpolitik des Senats das Drogenproblem erfolgreich an der Wurzel angeht“, sagt Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber-Jastram. Mit dem Konzept „Drogenfreie Kindheit und Jugend“ setze der Senat seit zwei Jahren verstärkt auf die Vorbeugung gegen den Missbrauch von Suchtmitteln und auf eine frühe Intervention.

Birgit Schnieber-Jastram: „Zugleich haben wir die Beratung für suchtkranke Menschen und die niedrigschwelligen Hilfen auf hohem Niveau fortgeführt. Dieser Weg hat sich angesichts der anhaltend niedrigen Anzahl von Drogentodesfällen als richtig erwiesen.“

Quelle: Hamburger Abendblatt; Von Matthias Rebaschus; erschienen am 12. Februar 2008

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